Ganz Österreich sitzt im Home Office
Ganz Österreich? Ok, das mag etwas übertrieben sein, allerdings ist es sicher unbestritten, dass seit rund zwei Wochen eine wesentlich höhere Anzahl von Personen von daheim arbeitet. Und neben vielen Faktoren, die das für Viele ungewohnt machen wie wenig Platz, viele Personen in der Wohnung, Ablenkungen und ähnliches, bekommen wir vor allem eine Aussage immer wieder zu hören: „Warum ist das alles so langsam, so ist das Arbeiten sehr mühsam.“
Stark erhöhter Traffic
Am VIX (Vienna Internet eXchange), also einer der Hauptknoten in Österreich, wo der weltweite Datenaustausch internationaler Provider zusammenläuft, ist der Traffic sprunghaft um ca. 25% gesprungen – siehe Grafik.
Da hier die Mittelwerte aus ganz Österreich betrachtet werden, ist klar, dass es lokal zu erheblichen Spitzen bei der Auslastung kommen kann. Diese sind in den Durchschnittswerten schwer zu ermitteln, aber sehr wahrscheinlich.
Die zweite Grafik zeigt den Verlauf der letzten 24h. Die Spitzen am Abend sind leicht einzuordnen, da handelt es sich z.B. um Streaming. Aber auch unter Tags ist der Traffic fast ganztags auf sehr hohem Niveau.
Überbuchung – Zauberwort bei Internetanbindungen
Internetanbindungen werden in Österreich an Privatuser generell mit Überbuchung verkauft. Das bedeutet, dass die tatsächlich technisch realisierbare Bandbreite für Uploads des Verteilerknotens weit über die vorhandene Kapazität verkauft wird[1]. Und das ist in „normalen“ Zeiten sicher kein Problem, da ja die überwiegende Zeit nur ein Teil der User die Bandbreite tatsächlich ausnutzt.
Daneben sind die Netze in der Regel für Downloads ausgerichtet, die Bandbreite für Uploads (also die Daten, die vom User mittels seines Endgeräts über die Leitung ins Internet übergeben wird) ist meistens wesentlich geringer.
Bei WLAN sind die Probleme, speziell in Ballungsräumen wie Großstädten, sicher ähnlich, da es ein shared Medium ist. Das bedeutet einige wenige Frequenzen, die alle eingeloggten Geräte gleichzeitig benutzen. Das hat zur Folge, dass es zu Übertragungsfehlern kommt. Daher müssen die Pakete mehrmals gesendet werden bis sie beim Access Point oder dem Router ankommen. Und der Traffic steigt weiter …
Was kann man tun?
Ohne das Rad neu zu erfinden, hilft es oftmals, sich die folgenden Dinge anzusehen:
- Speziell in dicht bebauten Gebieten über einen LAN Anschluss mit Kabel arbeiten
- Überprüfen Sie Ihre Hardware, oft wurde der Router seit Jahren nicht erneuert und alte Hardware ist den neuen Anforderungen oft nicht gewachsen.
- In jedem Fall sollten Sie darauf achten, dass andere Services wie Streaming, Online-Gaming (z.B. Playstation der Kinder) usw. bestenfalls nicht während der Arbeitszeit benutzt werden.
- Überprüfen Sie den Standort des Endgerätes, wenn Sie WLAN nutzen. Oftmals ist der Arbeitsplatz nicht im Bereich, der vom WLAN Router gut abgedeckt wird.
- Machen Sie einen der von Providern angebotenen Speed Test der Verbindung. Wenn die Werte drastisch von den theoretischen Werten abweichen, setzten Sie sich mit Ihrem Provider in Verbindung. Fast alle Provider haben in den vergangenen Wochen intensiv daran gearbeitet haben, um Probleme mit der steigenden Netzlast zu verringern.
Und zu Guter Letzt ...
Übrigens, eine Drosselung des Traffics für Streaming Dienste dürfte keine wesentliche Verbesserung bringen, da diese meist intelligente Mechanismen inkludiert haben, welche die Qualität an die vorhandene Bandbreite anpassen.
[1] Vergleiche beispielsweise https://www.magenta.at/pdf/Internet_und_Internet_TV_Kabel_ab16072019/tarif.pdf